Elisabeth Vary

10. November 2012 – 8. Dezember 2012





>> Bilder

Walter Vitt | Farbe frisst Form
Zur Malerei von Elisabeth Vary

"In der neueren Kunst gilt vorrangig das Bemühen vieler Künstlerinnen und Künstler, die klassischen Gattungen Plastik, Malerei und Grafik zu ignorieren: sie entweder zu stören oder gar aufzulösen oder aber sie miteinander zu verschmelzen, zu versöhnen. Im Werk der Kölner Künstlerin Elisabeth Vary scheint mir diese Tendenz mit besonders stupender Strategie vorgetragen. Die Künstlerin malt seit 1983 nicht mehr auf flachen, zweidimensionalen Malgründen. Stattdessen baut sie sich als Farbträger unterschiedlich und unregelmäßig geformte stereometrische Objekte, die sie aus Kartons herstellt, innen mit 5 mm starken Platten verstärkt und außen mit einer Spachtelmasse grundiert. Körper (Plastik) und Farbe (Malerei) werden gattungsübergreifend zur Einheit geführt."...

..."Varys Werke entziehen sich fast oder gänzlich dem Wort, der Beschreibung – ein großes Problem für Kritiker, deren Aufgabe ja gerade das ist, wogegen sich Varys Kunststücke zur Wehr setzen: nämlich sinnvoll darzulegen, wie sich diese Werke darstellen. Aber wie soll man etwas plausibel beschreiben, das nichts anderes behauptet, als Farbmaterie auf stereometrischen Körpern zu sein? Das von jedem Betrachterstandort verändert aussieht oder – anders gesagt – aus jedem Blickwinkel immer wieder neu seine Unüberblickbarkeit zur Schau stellt? Das einen klar gebauten stereometrischen Körper mit seinen Farbangriffen der Form beraubt, diese stört, zersetzt, ja auffrisst? Zudem sind diese Werke oft zweiteilig, auch dreiteilig und beziehen die Wände in ihren Ausdruckswillen mit ein. Was als Not des Kritikers beim Beschreiben dieser Kunst gesagt wurde, gilt in ähnlicher Weise für das schwierige Seh-Erlebnis aller Ausstellungsbesucher. Deren Einsichten in die Komplexität der Werke sind immer nur vorübergehend, sind instabil, müssen sich dem permanenten Blickwechsel zwischen Flächen, Körpern, Farben und Wänden aussetzen. Ein endgültiger Zugriff auf einen Werkkomplex will nicht gelingen und soll wohl auch nicht gelingen. Die Instabilität ist dieser Kunst absichtsvoll mitgegeben."...

© 2012 Walter Vitt Köln