Hazel Rosenstrauch

Karl Huß, der empfindsame Henker

 

17. Oktober 2012



Lesung Hazel Rosenstrauch


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Karl Huß, der empfindsame Henker ist das Portrait eines Mannes, der sich gegen Widerstände durchzusetzen verstand; der Grenzen überschritt und dadurch den Weg bereitete für viele ihm Nachfolgende, die die Trennung der Stände und Berufe nicht mehr zu akzeptieren bereit waren.
Scharfrichter unterlagen besonderen Rechten und besonderen Diskriminierungen, ihr Bild in der Öffentlichkeit war geprägt von Vorurteilen und Ängsten, sie wurden als unrein betrachtet. Karl Huß (1761–1838), der Henker der böhmischen Stadt Eger/Chleb, wehrte sich zeitlebens gegen diese Ausgrenzung und bemühte sich um den eigentlich unmöglichen sozialen Aufstieg.
Neben seinem blutigen Handwerk widmete er sich mit großem Erfolg der Heilkunst und legte eine bemerkenswerte Sammlung von Curiosa an, die auch Goethe beeindruckte. Zudem verfasste er eine mehrbändige Chronik sowie eine wirkmächtige Schrift gegen den Aberglauben.
Er starb schließlich als geachteter fürstl. Custos von Metternich auf Schloss Königswart.
Hazel Rosenstrauch zeichnet in ihrer biografischen Annäherung das Leben dieses ungewöhnlichen Menschen nach, der zwischen den Welten lebte und in unruhigen Zeiten seinen eigenen Werten gehorchte. Sie beschreibt den radikalen Umbruch um 1800 und den Abschied von einer Ordnung, in der das Neue noch nicht greif- aber schon spürbar ist. So liefert sie das Bild eines Mannes, der tötet und heilt, der sowohl Opfer als auch Täter ist.

Hazel Rosenstrauch, geboren als Tochter österreichischer Emigranten in London und aufgewachsen in Wien, arbeitete als Journalistin und Redakteurin, sie lehrte an verschiedenen Universitäten und veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter biografische Studien zu Karl August Varnhagen und Caroline und Wilhelm von Humboldt.
Rosenstrauch lebt heute als freie Autorin in Berlin. 2012 wurde sie mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik ausgezeichnet.

Einführung Andreas Rötzer
eine Cooperation mit matthes und seitz